GROSSUHREN IM BAROCK Teil 4
Besonders charakteristisch für das
i8.Jahrhundert in Frankreich sind die von exotischen Tieren, von Elefanten,
Löwen, Kamelen und Gazellen getragenen Tisch- und Kaminuhren. Anders als bei
den Figurenuhren des Manierismus sind die Zifferblätter unübersehbar, die
Kleinplastiken auf prächtigen, profilierten und durchbrochenen Sockeln sind
wirklich nur die Träger der Uhren. Um die
Mitte des Jahrhunderts werden Tischuhren mit Schäferszenen und
Chinoiserie-Motiven sehr beliebt, teilweise Emaillierung gibt ihnen eine
zusätzliche Farbigkeit.
Schon während der Regierungszeit LudwigsXVI. (1774 bis 1792) beginnt der
europäische Frühklassizismus Gehäuse und Dekor der französischen Pendulen zu
bestimmen. Raphael Mengs, der Maler und Freund Winckelmanns, wendet sich
schon 1762 leidenschaftlich »gegen den französischen Geschmack, der von
einer überfülle bedeutungsloser Verzierungen charakterisiert ist«. Ein Jahr
zuvor hatte Melchlor Grimm, der berühmte Vermittler französischer Ideen, in
seiner » Correspondance litt~ratre« die »bizarrerie« der Ornamente gerügt.
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Auf Wandkonsolen stehende Pendulen werden nur noch vereinzelt hergestellt,
der beliebteste Typ ist jetzt die Tischoder Kaminuhr. In den beiden letzten
Jahrzehnten des 18.Jahrhunderts werden die Gehäuse erneut symmetrisch, Vasen
und Girlanden, Hinweise auf antike Strenge und Klarheit werden nun zu den
Leitformen des Dekors. Die Publikationen der Funde aus Pompeji und
Herkulaneum fördern und erleichtern die Übernahme römischer Formen. Marmor,
Bronze und farbiges Email werden die bevorzugten Materialien.
Säulen und Obelisken tragen die großen, weiß emaillierten Zifferblätter mit
schlichten Eisenzeigern. Portaluhren auf lorbeergeschmückten Sockeln und
vasen- oder lyraförmige Pendulen werden am Ende des Jahrhunderts hoch ges
hätzt. Die Cartel-Uhren erhalten eine symmetrische Rahmung mit
antikisierenden Schmuckmotiven, die ers en kaum mehr verzierten Pendulen mit
zahlreichen Indikationen wirken fast wie wissenschaftliche Instrumente.
Die französische Revolution vertrieb Ferdinand Berthoud (1227-1807),
Abraham-Louis Breguet (1747-1823) und andere Hof-Uhrmacher aus Paris. In den
ersten Jahren nach dem Sturz des Königtums entstanden Uhren, deren
Darstellungen revolutionären Geist atmeten: kleine Guillotinen mit einem
Zifferblatt am Sockel, Taschenuhren mit den Allegorlen von Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit. Unter der Herrschaft des Direktoriums, einer
Zeit relativen wirtschaftlichen Wohlstandes, werden die im Louls Seize
üblichen Formen der Gehäuse und des Dekors wieder aufgenommen, doch wird der
vorher oft etwas unsichere Frühklassizismus von einer stark an der römischen
Antike orientierten Formstrenge verdrängt. Eine neue Entwicklung der Jahre
kurz vor 18oo sind die Skelettuhren, deren Werk geradezu ostentativ sichtbar
gelassen wird. Dieser Verzicht auf ein Gehäuse erfordert einen wirksamen
Schutz vor Staub und Temperaturschwankungen; zu der Skelettuhr gehört stets
der Glassturz.
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