Zeitrechnung
Die astronomischen Grundlagen
der Zeitrechnung
Die am häufigsten angewandte Schaltungsmethode war die
Einfügung ganzer Monate in das Kalenderjahr. Damit konnte
man in der Regel 29–30 Tage Kalenderabweichung auf einmal
beseitigen, wenn man dafür in Kauf nahm, daß vor und nach
diesen Schaltmonaten unter Umständen größere Abweichungen
des Kalenders vom Sonnenstand auftraten. Ein (idealisiertes)
Beispiel mag das Problem verdeutlichen:
Mondjahre Sonnenjahre Abweichung
1 Tage 1–354 Tage 1–365 + 11 Tage
2 Tage 355–708 Tage 366–730 + 22 Tage
3 Tage 709–1062 Tage 731–1095 + 33 Tage
Schaltmonat
(30 d)
Tage 1063–1092 + 33 Tage
Die Einschaltung ganzer Monate vollzog sich in den frühen
Hochkulturen und noch in Rom zunächst weitgehend zufallsweise
und regellos. Das bedeutete einerseits, daß durch
Nachlässigkeit erhebliche Fehlermargen auftraten; es brachte
andererseits aber auch die Tatsache besonders deutlich zur
Geltung, daß die Priesterschaft, in deren Händen die Festlegung
der Schaltung im allgemeinen lag, in diesen frühen Kulturen
besonders intensiv auf den Kalender einzuwirken vermochte
und von der Macht über die Zeit auch entsprechend
Gebrauch machte.
Unter diesen Umständen stellte die Ausarbeitung von festen
Schaltrhythmen, mit Hilfe derer die Abweichungen in kalkulierten
und vorhersehbaren Grenzen gehalten werden konnten,
einerseits einen erheblichen Fortschritt zu einer gewissen
Rationalität dar. Andererseits wurden der Willkür der Priester,
die über die Kalender wachten, dadurch Schranken gesetzt.
Feste Schaltrhythmen erforderten allerdings eine mittelfristige
Vorausschau, die weit über allgemein übliche Zeitvorstellungen
hinausgehen konnte. In verschiedenen Kulturen kam man
dabei unabhängig voneinander auf die Idee, einen Zyklus von
19 Mondjahren (= 228 Monaten) durch die Einschaltung von
7 Schaltmonaten mit der Länge von 19 Sonnenjahren zu harmonisieren,
und näherte damit die beiden unterschiedlichen
Jahreslängen auf _ 1 Tag aneinander an.
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