CHRISTIAN HUYGENS UND DIE PENDELUHR
Nach der
Entwicklung der Räderuhren war die Verwendung des Pendels als Gangregler der
bedeutendste Fortschritt in der Technik der Zeitmessung vor dein 20.
Jahrhundert. Schon in der ersten Hälfte des 17Jahrhunderts war das Pendel -
ein Gewicht an einer schmalen Kette von Astronomen bei ihren
Himmelsbeobachtungen benutzt worden. Die Gleichmäßigkeit der Schwingungen
diente als Zeitmaß für die Bestimmung des Sonnendurchmessers, der Dauer der
Sonnenfinsternisse und der Sternabstände. Schon Galileo Galilei ( 1564-1642)
hatte 1636 ein Meßinstrument gebaut, das die Pendelausschläge als
Zeiteinheiten zählte. Weil aber ein Antrieb dabei fehlte das Pendel mußte
immer wieder neu mit der Hand angestoßen werden - war diese Konstruktion
noch keine wirkliche Pendeluhr. Galilei hat aber durch die Entdeckung von
Gesetzmäßigkeiten der Pendelschwingungen in seinen 1638 erschienenen »Discorsi«
die theoretischen Grundlagen für den Bau von Pendeluhren gelegt. Kurz vor
seinem Tode noch hat der schon erblindete Gelehrte seinem Sohn Anweisungen
für die Anfertigung eines solchen Zeitmessers gegeben, der eine der späteren
Chronometerhemmung vergleichbare Vorrichtung besitzen sollte.
Erst dem holländischen Mathematiker, Astronomen, Juristen und Diplomaten
Christian Huygens (1629-1695) gelingt am Ende des Jahres 1656 die
Konstruktion einer Uhr mit einem Pendel als Gangregler. Er hat zwar, wie er
selbst schreibt, Galileis »Discorsi<, gekannt, von der gallleischen
Konstruktion einer Pendeluhr jedoch nichts gewußt. Zwei Jahre später
veröffentlicht er sein »Horologium«, die ausführliche Beschreibung der
ersten Pendeluhr, das von Carter und Muir zu den Büchern gezählt wird, »die
die Welt verändert haben«.
Er widmet seine Erfindung der »höchsten und mächtigsten Regierung Hollands
und Westfrieslands« und schreibt: »Nachdem wir zahlreiche Überlegungen an
eine Vielfalt von Konstruktionen verwandt hatten, haben wir schließlich
diejenige gewählt, die wir im folgenden beschreiben werden, um sie anderen
klarer und leichter zu machen. Nachdem sie aufgenommen ist und in den
privaten und öffentlichen Gebrauch kommt, wie es schon allmählich geschieht,
wird dieser Nutzen allen zugute kommen, und man wird eine Übereinstimmung
zwischen den einzelnen Uhren und der Sonne selbst bemerken, so groß, wie sie
niemals zuvor bestanden hat, und so groß, wie sie bisher auch kaum erhofft
werden konnte.«
Obwohl nur wenige Exemplare dieser Schrift verbreitet wurden, war die neue
Erfindung bald weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt. Vor
allem französische und englische Uhrmacher bauten schon in den nächsten
Jahren Uhren nach der neuen Methode, die eine bisher nicht gekannte
Genauigkeit erreichten. Die Zeit der modernen Großuhrmacherei hatte
begonnen.
Nach diesem neuen System konstruierte Huygens selbst Schiffschronometer.
Diese kardanisch aufgehängten und mit einem dreieckigen Pendel versehenen
Zeitmesser hatten jedoch bei den sorgfältigen Erprobungen auf hoher See
keine befriedigenden Ergebnisse. Nachdem er die Zuverlässigkeit der
Großuhren durch die Verwendung eines eigenschwingungsfähigen Gangreglers
wesentlich gesteigert hatte, suchte er in den Jahren um 1665 nach
technischen Verbesserungen auch für kleinere Uhren mit Waag oder Unrast, um
auch deren Genauigkeit zu erhöhen.
Den herkömmlichen Gangreglern dieser Uhren fügte er eine Spiralfeder an,
durch die sie eigenschwingungsfähig wurden. Damit konnten die Störungen
durch den ungleichmäßigen Antrieb und durch äußere Einwirkungen bei dem
Tragen der Taschenuhren verringert werden. Diese neue Konstruktion wurde im
Jahre 1675 im Journal der Akademie der Wissenschaften in Paris
veröffentlicht. Ludwig XIV. schenkte im Jahre 1663 dem »grand mathematicien,
inventeur de l'horologe de la pendule<" 1200 Livres, um ihn an Frankreich zu
binden. Im gleichen Jahr wird er auch Mitglied der Royal Society in London
und gehört als einer der ersten Gelehrten der 1666 gegründeten Academie des
Sciences in Paris an.
Huygens Beiträge zur Verbesserung der Zuverlässigkeit von Zeitmessern waren
die entscheidende Voraussetzung für die in den größeren Werkstätten fast
serienmäßige Herstellung von Uhren, so daß ein deutscher Reisender in den
ersten Jahren des i8.Jahrhunderts vielleicht etwas übertreibend schreiben
kann: »Man weis, daß allein in London fünfzig bis sechzig tausend Personen,
und eine ebenfalls ansehnliche Anzahl derselben in Paris, von dieser Kunst
ihren Unterhalt ziehen. «
Eine weitere technische Verfeinerung brachte die im Jahre 1676 von Robert
Hooke erdachte rückführende Hakenhemmung, die besonders bei Standuhren
verwendet worden ist. Am Anfang des 18.Jahrhunderts wurde dieses
Hemmungsprinzip von dem angesehenen englischen Uhrmacher George Graham (1673
-175 1) noch verbessert. Er konstruierte um 1715 die ruhende Ankerhemmung
für Pendeluhren, die sich allerdings erst im 19.Jahrhundert allgemein
durchgesetzt hat.
Weil das Pendel bei Temperaturschwankungen in seiner Länge sich geringfügig,
aber die Genauigkeit Störend, verändert, suchte Graharn nach einer
Möglichkeit, diese Einwirkungen zu vermeiden. Durch die Konstruktion von
Pendeln mit Quecksilberkompensation, bei der statt der üblichen Linse ein
Gefäß mit Quecksilber angebracht ist, gelang ihm ein Ausgleich, denn das
Quecksilber verändert bei wechselnder Temperatur sein Volumen und sichert
dadurch den immer gleichliegenden Schwerpunkt des Pendels. Eine andere
Methode, die Wirkungen unter schiedlicher Temperatur aufzuheben, benutzte
John Harrison (1693-1776), der auch einer der ersten war, dem der Bau von
Marinechronometern mit ganz geringer Abweichung gelang. Das von ihm gebaute
Pendel bestand aus mehreren Messing- und Stahlstangen, deren bei Wärme
verschiedene Ausdehnung sich gegenseitig aufhebt.
Wie bei der Weiterentwicklung der Taschenuhren erfolgen die meisten
technischen Verbesserungen auch der Großuhren nach dem ersten Drittel des
18.Jahrhunderts in Frankreich. Im Jahre 1727 entwickelt der Chevaller de
Béthune eine neue Hemmung für Pendeluhren, die bei vielen französischen
Pendulen benutzt wird. Die fast nur bei Großuhren verwendete Scherenhemmung
wird von dem bekannten Uhrmacher Louis Amant im Jahre 1741 entwickelt.
Dreizehn Jahre später nimmt die Akademie der Wissenschaften in Paris das von
Pierre Augustin Beaumarchals (1732-1799) erfundene Hemmungsprinzip in das
»Verzeichnis der technischen Errungenschaften und der von der Akademie
überprüften Erfindungen« auf.
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